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Biblische Leitbilder
der Gemeinde

Die Bibel spricht von der Gemeinde in Bildern und nicht in begrifflichen Definitionen.
Grundlegende Elemente des Gemeindelebens und des Gemeindeaufbaus werden darin ins Bild gesetzt:

Bild der Braut

Die Gemeinde erscheint im Bild der Braut, die in einer erwartungsvollen Beziehung zu Jesus Christus lebt (Mt 9,15). Sie wird verglichen mit der Herde, die beim guten Hirten Jesus Christus Geborgenheit findet (Joh 10,1–30). Ein oft wiederkehrendes Bild ist das vom Volk Gottes als Weinberg Gottes (zum Beispiel Jes 5,1–7; Mt 20,1–16; Mt 21,23–27). Jesus ist der Weinstock, Gott, der Vater, der Weingärtner (Joh 15,1), die Christen sind die Reben, die nur durch die Verbindung mit dem Weinstock gute Frucht bringen.

Bild des wandernden Gottesvolkes

Das Bild des wandernden Gottesvolkes im Hebräerbrief drückt das Unterwegssein der Gemeinde aus, das Bild vom Tempel (2. Kor 6,16) die Gegenwart Gottes in seinem Volk. Wird die Gemeinde das Haus der lebendigen Steine genannt (1. Petr 2,5), dessen Fundament Christus ist, dann soll daran deutlich werden, was die Basis christlicher Gemeinde ist und wie das Zusammenwirken der verschiedenen Kräfte gedacht ist. Bauen und Pflanzen sind biblische Schlüsselworte für die Entstehung und Weiterent­wicklung von Gemeinde. Wenn die Gemeinde mit einem Ackerfeld und das Weitersagen von Gottes Wort mit dem Säen verglichen wird, verdeutlicht dies, dass vieles im Verborgenen heranwächst, ohne dass es in der Machbarkeit des Menschen liegt. Gott ist der, der sät, und dass sein Wort aufgeht, ist ein Wunder, das nicht wir, sondern er selbst bewirkt (Mt 13,3 ff.).

Die Bilder vom Bauen und Pflanzen sind also zuerst von Gottes Tätigkeit her zu verstehen. In sie kann sich unsere menschliche Tätigkeit einfügen.

Bild vom Leib und seinen Gliedern

Einheit und Verschiedenheit der Gemeinde Jesu kommen am prägnantesten im Bild vom Leib und seinen Gliedern (1. Kor 12,12 ff.; Röm 12,3–8) zum Ausdruck. Die Gemeinde ist danach ein lebendiger Organismus. Die Vielfalt der unterschiedlichen Glieder dieses Leibes, die Vielfalt der Gaben, sind für ihn kennzeichnend. Sie machen den Reichtum der Gemeinde aus. Alle haben aber ihre Gaben als Aufgaben aneinander und füreinander geschenkt bekommen, und nur im Zusammenspiel aller ist der Organismus lebensfähig (Eph 5,11 ff.). In aufrichtiger Liebe soll die Gemeinde zu Christus hin wachsen. In ihm liegt ihre Einheit begründet. Alle Gaben sollen dem Aufbau der Gemeinde dienen (1. Kor 14,26). Leib Christi ist sowohl die einzelne Gemeinde als auch die gesamte Kirche. Beide werden mit demselben Wort „ekklesia“ bezeichnet. Jede Gemeinde ist ganz Kirche, nicht nur ein Teil der Kirche. Weil es aber derselbe Herr ist, der jeder Gemeinde seine Gaben schenkt, deshalb stehen diese Gemeinden nicht un­verbunden nebeneinander, sondern bilden miteinander den weltweiten Leib des Herrn. Die Bilder vom Salz und Licht (Mt 5,13 f.) machen schließlich deutlich, dass die Gemeinde in dieser Welt auch eine Art Kontrastgesellschaft darstellt. Sie macht mit der Nachfolge Jesu Ernst, lebt geschwisterliche Liebe und Vergebungsbereitschaft (Kol 3,8 ff.), sie verzichtet auf Gewalt und gleicht sich den Strukturen dieser Welt nicht unkritisch an.

Alle Bilder tragen eine Verheißung in sich. Gott wirkt auch heute durch den auferstandenen und gegenwärtigen Christus in seiner Gemeinde. In der Kraft seines Geistes befähigt er Menschen zu einer persönlichen Antwort des Glaubens. Diese gewinnen Anteil am Leib Christi. Sie entdecken dabei die Gaben, die Gott ihnen schenkt, und entfalten sie in einem Dienst der Liebe für andere.


Entscheidende Kennzeichen der Gemeinde sind nach der Apostelgeschichte, dass die Gemeinde mit ihrem ganzen Leben Gott lobt, an der christlichen Lehre festhält, in der Gemeinschaft, im Abendmahl und im Gebet beieinander bleibt (Apg 2,42).

Artikel 35 der KO bringt im Anschluss an das Neue Testament deutlich zum Ausdruck:

„Presbyterinnen und Presbyter sind berufen, die Kirchengemeinde in gemeinsamer Verantwortung mit den Pfarrerinnen und Pfarrern zu leiten. Sie sollen den Pfarrerinnen und Pfarrern in der Führung ihres Amtes beistehen. Ihren Gaben und Kräften gemäß sollen sie in den mannigfachen Diensten der Gemeinden mitarbeiten.“

Die besondere Hervorhebung der biblischen Aspekte für die Leitungsverantwortung ergibt sich aus der Alltagserfahrung vieler Presbyterien, wonach geistliche Anliegen und Ziele häufig viel zu geringen Raum in den Sitzungen bzw. Beratungen einnehmen. Bei aller Organisation, Planung und Verwaltung geraten häufig Grundlage und Ziel der Arbeit der Kirchengemeinde aus dem Blick.

Der offenkundige Abstand zwischen den Aussagen der Bibel zur Leitungsverantwortung und zu der persönlich erfahrenen Wirklichkeit in der eigenen Kirchengemeinde soll aber nicht deprimieren, sondern will das Zutrauen darauf wecken, dass nicht wir es sind, die diese Kirche erhalten, sondern Gott selbst es ist.

Darum soll sich die Arbeit im Presbyterium nicht von den eigenen Defiziten oder dem schmerzhaft erfahrenen Mangel (Verlust von Gemeindegliedern, Rückgang von Finanzen, Abbau von Personal, etc.) bestimmen zu lassen, sondern von den Zusagen Gottes, der trotz äußeren Mangels uns immer noch in der Gemeinde beschenken kann und will.

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